Tiefe Hirnstimulation bei Parkinson
Die Tiefe Hirnstimulation ist ein chirurgischer Eingriff zur Linderung der Parkinson-Beschwerden. Im Folgenden erfahren Sie, wie die Tiefe Hirnstimulation (THS) funktioniert und welche möglichen Vorteile sie bietet. Es soll auch darauf hingewiesen werden, dass ein solcher Eingriff nur einen Teil der Beschwerden lindern kann, auf einige Bereiche aber auch keinen Einfluss hat.
Was bedeutet Tiefe Hirnstimulation?
Über einen Stimulator (ähnlich einem Herzschrittmacher) werden elektrische Reize an die Elektroden und von diesen an die Zielpunkte im Gehirn übertragen. Der Stimulator ist über sogenannte Extensionskabel mit den Elektroden verbunden. Die Kabel und der Stimulator werden meist unterhalb des Schlüsselbeins oder im Bereich des Bauches direkt unter der Haut eingesetzt. Der Stimulator besteht aus Batterie oder einem Akku und einer programmierbaren, elektronischen Einheit, die dafür sorgt, dass die elektrischen Signale regelmäßig an das Gehirn abgegeben werden. Der Stimulator wird oft als Hirnschrittmacher für Parkinson Patienten bezeichnet.
Wie funktioniert die Tiefe Hirnstimulation bei Parkinson?
Diese Botenstoffe sind chemische Substanzen, die hemmende oder erregende Signale über die Nervenbahnen austauschen. Ein von der Natur gut durchdachtes Gleichgewicht von Hemmung und Erregung sorgt für koordinierte Abläufe in unseren Bewegungen. Wenn dieses Gleichgewicht gestört ist, kann es, wie bei Parkinson, zu überschießenden oder eingeschränkten Bewegungen kommen. Dieses Ungleichgewicht ist bei Parkinson durch eine Übererregung bestimmter Kerngebiete in der Tiefe des Gehirns gekennzeichnet. Der genaue Wirkmechanismus der Tiefen Hirnstimulation bei Parkinson ist noch nicht bis ins letzte Detail bekannt.
Man weiß jedoch, dass die übererregten Zellen bei Parkinson über die elektrischen Impulse der Tiefen Hirnstimulation gehemmt werden, was zu einer deutlichen Besserung der Bewegungsstörungen führt. Die übererregten Zellen werden dabei jedoch nicht zerstört, sondern nur so lange beeinflusst, wie der Stimulator eingeschaltet ist.
Was kann mit einer Tiefen Hirnstimulation erreicht werden? Was nicht?
Wieder besser laufen zu können, vielleicht sogar wieder Auto zu fahren, ein positiver Einfluss auf Sprech- und Schluckprobleme oder auf Konzentrations- und Denkschwächen, sind Erwartungen, die nicht nur von den Betroffenen selbst, sondern auch von vielen Angehörigen gehegt werden. Während einige dieser Erwartungen durch die Tiefe Hirnstimulation bei Parkinson Patienten in unterschiedlichem Ausmaß erfüllt werden können, sind andere nicht mit der Realität vereinbar. Wie in einer aktuell durchgeführten Studie nachgewiesen wurde, können sich unrealistische Erwartungen vor der Operation sogar negativ auf den subjektiv wahrgenommenen Erfolg der Hirnstimulation auswirken. Es zeigte sich, dass etwa ein Viertel der behandelten Patienten nicht wirklich mit dem Gesamtergebnis der THS zufrieden war und dass, obwohl die THS-Operation eine eindeutige Verbesserung der Beweglichkeit zur Folge hatte. Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass diese Parkinson Patienten sich durch den „Hirnschrittmacher“ auch z. B. eine deutliche Steigerung der geistigen Fitness und der allgemeinen Gesundheit erhofft hatten oder dass sie davon ausgegangen waren, dass sich nun auch ihre Beziehung zum Lebenspartner und zu Freunden positiv verändern würde. Wichtig ist daher, dass Sie sich ausführlich über die für Sie persönlich erreichbaren Erfolge beraten lassen.
Mögliche Vorteile der Tiefen Hirnstimulation bei Parkinson
Die Tiefe Hirnstimulation ist nicht für jeden Menschen mit Parkinson geeignet. Falls Sie aber für eine Operation infrage kommen, können Sie von folgenden Wirkungen profitieren: Wenn die Parkinson-Erkrankung bei Ihnen mit Unter- oder Überbeweglichkeit einhergeht, können diese Symptome zum Teil stark unterdrückt werden. Die Wirkung ist in etwa vergleichbar mit der besten Wirkung von L-Dopa in der Phase einer guten Symptomkontrolle (On-Phase). Zittern, Steifheit und Unterbeweglichkeit werden in der Regel deutlich verbessert. Die meisten Patienten brauchen nach der Operation weniger als die Hälfte der Parkinson-Medikamente. Damit verbunden ist häufig ein Rückgang der Begleiterscheinungen der medikamentösen Therapie, wie z. B. die durch L-Dopa hervorgerufenen unkontrollierten Bewegungen (Dyskinesien).
Die Anzahl der Stunden, die Sie täglich bei guter Beweglichkeit (On-Zeiten) verbringen, wird wahrscheinlich bei Ihnen erhöht werden. Damit einher geht eine Verringerung der Zeiten schlechter Beweglichkeit (Off-Zeiten). Auch nicht motorische Symptome, wie z. B. Schlafstörungen oder durch Muskelkrämpfe hervorgerufene Schmerzen können zurückgehen. Die Verbesserung der Beweglichkeit, Verlängerung der On-Zeiten und Verringerung der Medikamentennebenwirkungen kann insgesamt zu einer erhöhten Lebensqualität für Sie führen.
Bei allen Vorteilen dieses Therapieverfahrens ist es jedoch wichtig, sich Folgendes immer wieder vor Augen zu führen: Die Tiefe Hirnstimulation kann die Erkrankung an sich nicht heilen! Sie kann auch ein Fortschreiten der Erkrankung nicht aufhalten. So wie andere Behandlungsmöglichkeiten auch, kann sie helfen, bestimmte Symptome besser unter Kontrolle zu halten. Andere Symptome wiederum, wie z. B. Sprech- und Schluckstörungen, Demenz oder Inkontinenz werden durch die THS nicht verbessert. Auch werden Sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weiterhin Medikamente nehmen müssen – wenn auch häufig in deutlich reduzierter Anzahl oder Dosis.
Ihr Ratgeber für die Entscheidungsfindung
In unserem Ratgeber „Tiefe Hirnstimulation bei Parkinson“ erhalten Sie weiterführende Informationen wie einen Selbsttest, der zeigt, ob die Hirnstimulation für Sie als Parkinson Patient geeignet ist. Außerdem finden Sie umfassende Informationen zum Operationsablauf, möglichen Komplikationen und der Nachsorge. Dies soll Ihnen helfen, eine fundierte Grundlage für Ihre Entscheidungsfindung zu haben.